Ein knalliger Tagesstart
Um 08.30 Uhr stört mich auf dem Campingplatz eine böllerähnliche Knallerei. Kurz darauf setzt Maschinengewehrfeuer ein und ich wähne mich mitten im Gefecht. Was ich gestern nicht gemerkt habe ist, dass sich direkt neben dem Campingplatz der Truppenübungsplatz Putlos der Bundeswehr befindet. Da war heute offenbar der grosse Tag der Munitionsvernichtung angesagt. Mir hat das jedenfalls schnell gereicht, ich habe meine Sachen zusammengepackt und bin abgereist. Jetzt ist mir auch klar, wieso es an der Küste da oben überall Leuchtfeuer hatte die den ganzen Tag über blinkten, das sind die Warnfeuer – siehe Karte unten.
Lustige Namen sammeln in Potatien
Bis jetzt ging es ja noch, im Kartoffelgürtel. Der sich von Deutschland bis nach Dänemark erstreckt. Deutsche und dänische Kartoffeln werden fleissig an den Strassenrändern angepriesen. Das habe ich bereits bei meiner Fahrt gen Norden festgestellt. Heute fahre ich auf die Insel Fehmarn. Die übrigens gross, flach, von Weizenfeldern und Windturbinen dominiert wird und von schönen Stränden, dekoriert mit Strandkörben, eingerahmt ist. Viel Natur, und durchaus sehenswert.
Ich wähne mich in Potatien. Denn hier gibt es keine deutschen Kartoffeln, sondern Fehmarn Kartoffeln. Das muss eine ganz besondere Spezialität sein, so wie sie angepriesen werden. Die Frage wäre wohl eher, was für Sorten das sind. Mehligkochend oder festkochend? Das wäre für mich die wichtige Information. Oder gibt es aus Deutschland feinen Härdöpfelstock und aus Fehmarn gute Raclettehärdöpfel?
Auf der Insel gibt es, wie auch an vielen anderen Stellen, Ortsnamen die eine Geschichte haben, primär aber lustig tönen. Bojendorf ist so ein Beispiel, oder hier in Lübeck die Bushaltestelle „Buntekuh“.
Was mir heute nicht gelingt ist, den Unterschied zwischen den Bädern an der Nordsee und denen an der Ostsee zu finden. Für mich sieht das ziemlich gleich aus. Deiche mit Schafen, Strandkörbe, Sandstrände und Windturbinen. Vielleicht ist das Wattenmeer das was den Unterschied ausmacht.
Mondäner Abzweiger
Das Ostseebad Timmendorfer-Strand sei wohl eines der mondänsten Ostseebäder an der Küste weiss Wikipedia. Ich fahre heute hin um einen Augenschein zu nehmen. Mein Fazit: Ja, der Standard ist höher, die teuren Boutiquen sind vorhanden, die Menge an Parfüm und Schminke, die das eine Geschlecht verarbeitet hat, ist definitiv grösser als an anderen Orten, aber die Nistkästen der Touristen sind auch nicht schöner als in Heiligendorf, das vermutlich standardmässig mindestens eine Ebene tiefer fliegt.
Dafür ist die Gewitterzelle sehenswert, die mich am Ende aus dem Ort vertreibt. Die erste Ladung zieht noch auf’s Meer hinaus, die Ladung Nummer zwei entlädt sich knapp eine Minute nach dem ich meinen VW Bus erreicht habe. Das war das perfekte Timing.
Stadt des Marzipans
Lübecker Marzipan und Hansestadt Lübeck. Zwei Begriffe, eine Stadt. Die ich am Abend besuche. Ich wohne auf dem Campingplatz Lübeck-Schönböcken. Direkt am Rand der Stadt und ideal gelegen um sie zu besuchen. Das mache ich mit einem ausführlichen Stadtrundgang zu Fuss. Eigentlich wollte ich mit dem Velo gehen, aber es hat mehrmals kurz geregnet und so war mir das Risiko verschifft zu werden zu gross. Zu Fuss hat den Vorteil, dass einem das Velo nicht im Weg ist. Die Stadt ist wirklich sehenswert mit ihren vielen alten Häusern und vor allem den Kirchen und Türmen und sonstigen baulichen Details. Die komplette Bildersammlung wie immer unten am Beitrag hinter dem Link.
Und so dies und das
Der Umgang mit Corona
Auf dem heutigen Campingplatz in Lübeck spielen wir das komplette Programm durch. Ich muss meinen Ausweis zeigen sowie das Covid-Zertifikat. Alles wird fein säuberlich auf ein Formular eingetragen, sogar das Impfdatum. Was für ein Gegensatz zu gestern, wo ich gar nichts zeigen musste.
Man könnte wohl ein dickes Buch über den Umgang mit Covid und den Massnahmen schreiben. In Lübeck muss man beim Bus vorne einsteigen und sein Billett beim Fahrer kaufen. Barzahlung ist gang und gäbe. Das wäre bei uns undenkbar. Dafür laufen hier die meisten Leute als Pinguine mit FFP2-Masken herum. Die aber oftmals schon bessere Zeiten gesehen haben. Der Nachteil dieser Masken ist ihr Weiss. Da sieht man schnell, ob sie frisch sind oder nicht. Und der übliche Punkt mit dem Nase in der Maske haben ist auch so eine Sache. Auffällig viele haben ein so langes Gesicht, da passt die Nase nicht in die Maske. Vermutlich ist dieses Langgesicht eine anatomische Eigenart der Eingeborenen hier oben.
In der Altstadt höre ich einen Männerchor bei offenen Fenstern proben und etwas später sehe ich eine kleine Gesangsgruppe in einem Park an der frischen Luft singen. Ehrlich gesagt wäre es besser gewesen, der Männerchor hätte im Park und die Gesangsgruppe im Haus gesungen. Denn der Männerchor war wirklich hörenswert, die Gesangsgruppe hat ihr Potenzial noch nicht ganz ausgereizt.
Weizenallergie?
Dann bist du hier oben am falschen Ort. Auf Fehmarn höre ich den Weizen in der Sonne trocknen. In der Nacht hat es geregnet und mir fällt beim Fotografieren ein knisterndes Geräusch auf. Als ich genauer hinhöre merke ich, dass ein Weizenfeld wie „vor sich hinsingt“ in der Sonne.
Etwas später stehen dann drei grosse Sattelschlepper mit Anhänger an einem Feldrand. Die Zugmaschinen sind aus Litauen, die Anhänger aus Holland und die Firma die die Fahrzeuge betreibt ist ebenfalls aus Holland. Verladen werden Strohballen, da die Getreideernte durch ist. Einmal mehr frage ich mich, was für verrückte Handelsströme wir in Europa haben. Wo wird dieses Stroh wohl am Ende landen? Es wäre spannend, das herauszufinden. Vielleicht bei einem Schaich der Pferde hält im Sand von Saudi-Arabien?
Der Wind, der Wind …
… der treibt die Windkraftwerke an, die es im Norden von Deutschland in grosser Zahl gibt. Das passt perfekt zum aktuellen Artikel im Tages-Anzeiger – und zu den grossen Vorbehalten gegenüber Windkraftwerken bei der Bevölkerung am Vestkapp in Norwegen – siehe Blogbeitrag vom 03.08.2021.
Das Bilderbuch des Tages.