Panierte Haxen am Rhein

Heute sind Gewitter angesagt. Schon um 07.00 Uhr geht ein Schauer in Duisburg nieder. Zwei weitere folgen. Trotzdem bin ich um 10.00 Uhr auf trockener Strasse unterwegs und folge weiter dem Rhein der gen Nordsee fliesst. Die Luft ist so feucht, es hat fast schon Nebel. 

Die Gegend wandelt sich. Hier am Niederrhein ist es flach und die Landschaft enorm weit. Landwirtschaft überwiegt. So verläuft auch der Veloweg weite Strecken in der freien Natur. Ab und zu sehe ich von fern ein riesiges Stahlwerk. Eines von ThyssenKrupp muss kilometerlang sein. Ein abgeschaltetes Atomkraftwerk steht da und der Atomausstieg in Deutschland grüsst.


Der Weg ist meistens geteert oder mit Verbundsteinen gepflastert. Kilometerlang düse ich mit einem Schnitt von über 30 km/h dahin. Die Sonne drückt durch, es ist mit etwa 25 Grad schwülwarm. Am Wegesrand grüssen Mohnblumen.



Tiere sehe ich diverse. Ein Kaninchen saust haarscharf vor meinem Vorderrad über den Weg. Das war sauknapp. Der Storch hockt im Nest und füttert den Nachwuchs, ein anderes Exemplar steht gleich neben dem Veloweg. Ein prächtiger Fasan spaziert gemächlichen Schrittes durch ein Maisfeld. Und andere Vögel hat es jede Menge. In ungezählten Mengen gibt es die Deichrasenmäher der Marke Määh, alle mit Vierbeinantrieb und im dicken Wollpullover.


So ab km 60 sehe ich dann bloss noch schwarz. Vor mir ist der Himmel brandschwarz. Sieht übel aus. Und bei km 67.80 ist Bingo! Eine überdachte Infotafel ist mein rettendes Dach. Petrus kegelt fleissig und lässt es regnen. Ich warte stehend und tippe diesen ersten Teil des heutigen Blogbeitrags. So wie es aussieht stehe ich noch ein Weilchen da. Es kühlt mächtig ab.


Das Gewitter ist vorbei. Es tröpfelt bis zum Schluss immer Mal wieder. Aber zu wenig um den Regenschutz zu montieren. Wäre eh für die Katz. Es ist schwül wie im Regenwald.


Bei km 80 lerne ich dazu. Aber erst nachdem ich mit der Personenfähre über den Rhein gefahren bin. Ich muss nach Millingen aan de Rijn. Laut meiner Rechnung sind das noch etwa 20 km. Der Wegweiser hat ebenfalls ein Millingen. Ohne aan de Rijn. Aber wen stört das schon. Es seien 7 km dorthin. Eine Abkürzung? Mit der Fähre dazwischen. Die will gerade weg. Also hüpfe ich drauf. Fahre auf der anderen Seite los und denke bald, dass mir die Himmelsrichtung nicht passt. Und siehe da: ich liege richtig. Das ist das falsche Millingen. So blöd. Somit alles zurück. Wieder auf die Fähre, die gerade wieder ablegen will. Der Fährmann wundert sich, wieso ich schon wieder dastehe. Er klärt mich auf. Es gibt hier drei Millingen. Sind denen die Namen für ihre Käffer ausgegangen?


Die Fährfahrt ist auch sonst spannend. Das Schiff Auriga fährt vorbei. Der Fährmann sagt, dass das Schiff als Waldhof gekentert ist, rund 3 Wochen kieloben im Rhein lag und von den vier Besatzungsmitgliedern zwei beim Unfall ums Leben gekommen sind. Was sogar Wikipedia weiss. Plus vieles mehr zur Unfallursache. Der manchmal harmlos aussehende Rhein ist definitiv tückisch. 


Eine Gruppe Velofahrer wünscht sich eine 360 Grad Drehung mit der Fähre. Der Rhein ist gerade frei. Der Kapitän schlägt das Ruder ein und gibt Vollgas. Wir drehen uns an Ort etwa 15 Mal. Karussell auf dem Wasser.

Ein kleiner Einblick in den Tag

Nun, nach 110 km bin ich im richtigen Ort. Notabene in Holland. Das merke ich erst, als die Schilder nicht mehr Deutsch können. Das B&B finde ich auf Anhieb. Das ältere Paar, das mehrere Zimmer vermietet, ist sehr nett. Das Zimmer passt und ist pik sauber. Perfekt, da kann ich meine panierten Beine waschen. Die sind dick mit Staub garniert.


Was auch auffällt: in Deutschland sieht vieles ziemlich abgefuckt aus, Abfall liegt in der Natur und die Infrastruktur ist teilweise in lausigem Zustand. Dann gehst du über die unsichtbare Grenze und plötzlich ist der Abfall weg und es sieht hier viel herausgeputzter aus. Ich bin gespannt, ob ich das am Sonntag weiter so erfahre.


Znacht esse ich auf der Terrasse am Rhein bei „De Gelderse Poort“. Ein Megapfannkuchen mundet herrlich. Läck isch das schön! Auf dem Rhein herrscht Stossverkehr. Containerfrachter, Schubverbände, Hotelschiffe, Schüttgutfrachter und anderes mehr zieht vorbei. Sogar ein Überholmanöver kann ich beobachten. Schneckenrennen auf dem Wasser.


Jetzt ist es 22.00 Uhr und draussen geht ein Regenguss nieder. Mir ist’s egal, ich sitze im netten Zimmer und geniesse die Ruhe. Die Vögel zwitschern und ich freue mich auf das Bett. Morgen soll das Wetter prächtig werden.


Die Fotos zur Tour liegen hier. Und durch ging es heute hier.


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