Manchmal muss man retour um vorwärts zu kommen

Seehunde schauen ist ein Programmpunkt von mir. Hier in Ostfriesland ist das schwierig. Die Seehundbänke liegen alle im Wattenmeer draussen und können nur mit dem Schiff (meistens die Fähre) „besucht“ werden. Der Abstand zu den Tieren ist gross. Sie sollen nicht erschreckt sondern in Ruhe gelassen werden. Auf der Insel Langeoog gibt es einen Punkt, bei dem man die Seehunde bei Hochwasser relativ nahe sieht. Bei Niedrigwasser sind sie mehrere hundert Meter weit weg. Das bringt es irgendwie nicht. Auf die Seehundstation in Norddeich habe ich keine Lust. Das wäre dann wie im Zoo. 


Deshalb fahre ich heute zurück nach Holland. Gabi hat in einem ihrer Blogbeiträge von der „Zeehondenkijkwand“ in Termuntenzijl geschrieben. Hinter der Holzwand ist eine Seehundbank ziemlich nahe. Da will ich hin. 



Die „Zeehondenkijkwand“ auf dem Deich 


Das Wetter soll heute gut sein, meint der Wetterbericht. Für einmal ist die Prognose aber für die Füchse. Je mehr ich nach Westen komme, je mehr Wolken hat es. Streckenweise wirft es Tropfen und in Holland muss es geregnet haben. Die Strassen sind nass. Vorhergesagt ist Sonne. Ich bin um etwa 15.00 Uhr in Termunterzijl. Es hellt langsam auf. Ich warte noch etwas. Kibbeling mit Salat und Pommes-Frites ist angesagt. Kibbelling? Das sind Fischfiletstücke, heute Kabeljau, die im Backteig frittiert werden. So in etwa wie Fischchnusperli sieht das am Ende aus. Die Beiz muss bekannt und beliebt sein. Acht Angestellte nehmen die Bestellungen der Gäste entgegen. Der Parkplatz ist voll. Es herrscht ein stetiges Kommen und Gehen von Einheimischen. Nach dem Essen weiss ich wieso. Der Fisch wird vorzüglich zubereitet und obwohl er aus der Friteuse kommt habe ich nie das Gefühl, zu viel Fett gemampft zu haben.



Zwei Schnepfen – vermutlich Uferschnepfen 



Nach dem Essen nehme ich das Velo aus dem Auto, setze das Vorderrad ein und los geht es. Wo ist die Wand? Ich weiss bloss, dass sie in der Gegend sein muss, und zwar im Osten. Wo genau? Keine Ahnung. Ich fahre los und nach knapp 4 km sehe ich – die Wand! Der Volltreffer ist das. Auf der Sandbank räkeln sich Seehunde. Die Sonne kommt langsam hervor und ich kann in aller Ruhe die Tiere beobachten und fotografieren. Das erste Mal sehe ich Seehunde so nahe und sitze nicht auf einem Schiff. Sondern habe Zeit und Ruhe. Leute hat es ein paar. Die verhalten sich ruhig und bleiben hinter der Wand. Sonst würden die Seehunde abhauen. Die Sicherheitsdistanz ist normalerweise etwa 300 Meter. Kommst du näher flüchten sie.



Faulenzer

frisch gewaschen 



Die Tiere geniessen es im Sand. Manche sehen aus wie paniert. Andere glänzen in der Sonne wenn sie frisch aus dem Wasser kommen. Die Jungen, die Heuler, heulen tatsächlich. Einmal gehen zwei der Erwachsenen aufeinander los um sich Platz zu verschaffen. Interessant sind die Schlafstellungen der Tiere. Da gibt es alle Lagen. Manchmal frage ich mich, ob die Tiere aus Gummi sind. So wie sie sich verrenken. 


Jung und Alt (mit Verletzung an der Flosse)



Mit dem Velo kurve ich noch etwas in der Gegend herum und suche Vögel. Die sind ausgeflogen. Es herrscht mehr oder weniger Leere. Eine Schnepfenart finde ich, weiss aber nicht sicher, ob es Uferschnepfen sind. Es zieht langsam wieder zu. Zeit, zusammenzupacken und retour in die Ferienwohnung zu fahren. Da heisst es auch packen. Am Sonntag geht es weiter gen Norden. Das Wetter müsste gut sein. So habe ich die Idee, früh loszufahren um das Morgenlicht einzufangen und vielleicht das eine oder andere nette Bild zu machen. Da es mehr als 400 Kilometer geben wird schadet es nicht, früh genug unterwegs zu sein. Die Distanzen sind schon etwas anders als bei uns daheim. 



Deichleben 



Die Bilder der Zeit in Deutschland, Holland und Schweden liegen 
hier.

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