Untervelowegs: Weser – Fulda – Main

Heute wieder mal ein Prachtstag. Die waren in letzter Zeit eher selten. Und trotzdem komme ich voran, auch wenn ich meine geplanten Velokilometer pro Tag dem Wetter anpasse. Manchmal komme ich wirklich mit viel Glück an den Regenschauern vorbei. Wetterprognose sei dank. Die kurzristig relativ genau ist. Das heisst so auf die Stunde genau. Da freue ich mich jeweils wie ein kleines Kind, wenn ich zum Beispiel 27 km fahre und auf den letzten 600 m in einen Schauer gelange. Und das nur, weil ich noch ein Sandwiche kaufe vor der Zugfahrt an diesem Regentag.

Überhaupt bestehen meine Velotage (meist) nur aus (Vor)-Freuden: auf’s Losfahren am Morgen, auf’s Mittagessen auf einem lauschigen Bänkchen, auf die Hälfte der geplanten Kilometer, auf die letzten sieben oder zehn Kilometer bis ich am Ziel bin, an’s Ankommen und es geschafft zu haben, auf die Dusche, auf’s Znacht und immer wieder auf ein feines Frühstück. Im heutigen Hotel soll es die grösste Müesliauswahl geben: 50 verschiedene Sorten inklusive Kerne und Nüsse. Da bin ich ja sehr gespannt.

Natürlich gehören auch Momente zum Abwinken dazu. Wenn ich zum Beispiel bei Regen in den Zug steigen will und der Lokführer schon bei der Einfahrt abwinkt. Der Zug ist poppenvoll. Keine Chance mit meinem vollbepackten Velo! Aber schon in zehn Minuten habe ich einen Zug, der Platz hat. Und mich einfach mit einem grösseren Umweg um die Stadt Kassel herum an mein Ziel an der Fulda bringt.

Die ausgeschilderten Fernrouten, denen ich zur Zeit Richtung Süden folge, bieten (mir) nach der Zeit an der Nordseeküste nicht so viel Abwechslung. Die Landschaft entlang der Flüsse Weser, Fulda und Main ähnelt mit ihren bewaldeten Hügeln dem Mittelland der Schweiz. Ich musste mich zuerst an die neue Landschaft gewöhnen, um sagen zu können: ja, auch sehenswert. Und immer wieder geleiten mich die Schilder durch historische Städtchen mit ruhigen Fussgängerzonen und mit vielen alten, aber gepflegten Fachwerkhäusern.

In Minden an der Weser erlebe ich einen Höhepunkt der Superlative: das Wasserstrassenkreuz. Die Weser wird vom Mittellandkanal überquert. Und durch ein Schleusensystem ist es für die Schiffe möglich vom Kanal in die Weser zu wechseln.

Links die Weser, rechts der Mittellandkanal

Heute erlebe ich mit einer Seilfähre einen besonderen Höhepunkt. Ich kann mir nichts Genaues vorstellen, sind doch die Fähren oft mit Seilen über dem Fluss gesichert. Ich treffe einen handbetriebenen Metallkorb an, den die Fahrradfahrer von beiden Ufern aus oder auf der Gondel selber mit eigener (Arm-)Muskelkraft betreiben. Und sich so mit gegenseitiger Unterstützung von Ufer zu Ufer bringen. Das ist wirklich lustig und einmalig und es entstehen viele angeregte Gespräche!

Manchmal suche ich mir die Höhepunkte selber: ich fahre auf einen kleinen ausgeschilderten Hügel, der wie ein richtiger Berg ein Kreuz besitzt und eine beschauliche Aussicht, unter anderem auf das gigantische Bahnviadukt neueren Datums, bietet. Oder ich genehmige mir eine Pause bei schönstem Sonnenschein auf einem fix installierten Liegstuhl aus Holz.

Ich nähere mich langsam dem Ende meiner Tour. Wo das genau sein wird, ist noch offen. Das Wetter hält diese Woche noch ein paar Überraschungen parat. Die ich hoffentlich erfolgreich umschiffen werde…

Und ein weiterer Höhepunkt jeweils am Nachmittag

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